Nicht nur Bären machen einen Winterschlaf

Erlebnisse beim Atemkurs bei Edeltraud Koch, Berlin
von I. Müller

„Wenn Sie diese spezielle Arbeit mit dem Atem noch nicht kennen gelernt haben, nehmen Sie doch mal an einer Atemstunde in der Gruppe teil. Diese Atemarbeit wendet sich nämlich an „den ganzen Menschen“ und lässt sich nur unvollkommen mit Worten beschreiben. Sie sollten die Wirkung dieser Arbeit selbst erfahren wenn Sie darüber berichten möchten.“
Diese telefonische Antwort bekam ich, als ich bei der Atempädagogin E. Koch um eine kurze Beschreibung einer Atemstunde bat. Ich hatte gerade nichts vor, also nahm ich die Gelegenheit beim Schopfe, in drei Tagen zu meinem ersten Atemkurs zu gehen.
Zusammen mit sieben plaudernden Damen – fast alle reiferen Alters – saß ich im großen Kreis und schnell wurde es still. Konzentriert wurden sanfte Übungen von den Füßen, über die Knie, zu den Hüften, dem Rumpf, die Arme und den Kopf angeboten. Nach den Übungen blieb immer genügend Zeit, um zu bemerken, wie die Atmung sich verändert hat. Frau Koch erinnerte uns daran, den Atem kommen und gehen zu lassen und das eigene Maß in der Übung zu finden. Eine volle Stunde wurden so unter der Anleitung der Atempädagogin Übungen ausgeführt. „Der Innenraum des Körpers wurde

gelüftet“, wie Frau Koch es scherzhaft ausdrückte. Eine Teilnehmerin berichtete: „Ich übernehme die Anregungen aus dem Kurs gerne in meinen Alltag, weil die Übungen auch zu Hause leicht in die Tat umzusetzen sind.“ Eine andere Dame bemerkte dazu: „Seit ich mehr auf meinen Atemrhythmus achte, bemerke ich schneller, wann ich mich erholen muss. Ich neige nämlich zu Muskelverkrampfungen und Gelenkverspannungen und muss mit meinen Aktivitäten haushalten lernen.“ Der dritten tat es gut, wieder etwas für sich alleine zu tun, nachdem der Enkel gesund gepflegt wieder zu Hause war.
„Ich versuche jetzt immer erst eine Verbesserung meiner Kopfschmerzen durch Atemübungen zu erreichen, bevor ich eine Tablette nehme“ sagte eine andere Dame. Manchmal klappt es …
Für mich ist in diesem Kurs etwas sehr wichtiges passiert, sagte eine ältere Frau: „Von mir ist ein Schleier genommen, denn während der neun Kurswochen bin ich immer wacher, frischer und lebendiger geworden, gerade so als hätte ich vorher über Monate einen Winterschlaf gemacht!“
Während die Fenster weit geöffnet wurden um das „Lebenselixier frische Luft“ hereinzulassen, beschrieb mir Frau Koch den Erfolg dieses „Schnupper-Kurses“. Die Frauen wussten aus ihrem langen Leben als Berufstätige, Hausfrauen und Mütter, wie wichtig das „gute Lüften der Betten“ oder das „gute Lüften der Arbeits-, und Wohnräume“, besonders vor dem Schlafen gehen, für die Gesundheit der Familie war. Nun entdeckten sie in diesem Kurs das eigene körperliche Wohlgefühl, das sich einstellt, wenn der „Körper gut durchlüftet“ wird.

Eine neue Gruppe betritt den Raum. Frau Koch stellt mich als Gast vor und fragt, ob die Teilnehmerinnen etwas dagegen haben, wenn ich „mitatme“. Freundliche Blicke laden mich zum Bleiben ein. Die zweite Gruppe wird schon längere Zeit von Frau Koch unterrichtet und die Übungen unterscheiden sich deutlich von denen der ersten Gruppe.
Nach 10 Minuten einer Ruhephase, dem „Sitzen in der Stille“ werden wir zu spontanen Bewegungen ermuntert, finden den eigenen Standpunkt im Stehen und werden zwischen vorne und hinten, rechts und links, unten und oben „in die Mitte“ geführt.
50 Minuten Atemarbeit. Was dabei spürbar wird, kann man mit einfachen Worten nicht beschreiben, denn die Wirkungen der Übungen empfinden alle Teilnehmerinnen anders. Die Atmung verändert sich auch hier im Laufe der einzelnen Übungen und zum Schluss sitze ich ruhig, durchwärmt, zufrieden und erstaunt im Kreise der Teilnehmerinnen, die sich gut kennen und deshalb auch sehr persönlich von Ihrem Weg „in die Mitte“ berichten.
Zwei volle Stunden bewusstes Atmen liegen hinter mir und ich weiß jetzt, dass es stimmt:
Man kann diese Arbeit nicht allein mit Worten beschreiben, man sollte auch die Wirkung erleben.

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