Über Günther Braunger

eine Biographie von Helga Segatz
Günther Braunger, ein genialer Heilpraktiker dieses Jahrhunderts, wurde am 08.05.1933 in München geboren und starb dort am 09.02.1999 im Alter von fast 66 Jahren.

Günther Braunger wurde im Mai 1933, kurz nach der Machtergreifung Hitlers geboren. Bereits zwei Tage nach seiner Geburt fand auf dem Königsplatz in München eine erste Bücherverbrennung statt. Die ersten Luftangriffen auf München begleiteten seine Einschulung und es fanden die ersten Judendeportationen statt.
1939 führte der deutsche Angriff auf Polen zum 2. Weltkrieg. Günther Braunger wuchs gemeinsam mit seiner Schwester auf in einer Gesellschaft, die geprägt war von der Diktatur Hitlers und seiner Partei, der NSDAP. Sein Elternhaus konnte man als „gutbürgerlich“ bezeichnen: Der Vater war Inhaber eines Verlags, seine Mutter sorgte für den Haushalt.
Um zu den späteren Werdegang Günther Braungers besser zu verstehen ist es hilfreich zu wissen, dass um 1900 eine Lebensreformbewegung begann, die alle Bereiche der Menschen und der Gesellschaft erfasste. Sie erreichte ihren Höhepunkt 1925 und bewarb eine naturnahe Lebensweise, die im Alltag der Menschen als geistige Strömung präsent war.
Die Industrialisierung wurde verurteilt. Im Sinne dieses „Zurück zur Natur“ wurde die ökologische Landwirtschaft, der Vegetarismus, die Freikörperkultur, die Turnbewegung beworben. Die  Naturheilkunde erfreute sich zunehmender Beliebtheit – ebenso die Homöopathie.
Der Kneippbund hatte zahlreiche Anhänger. Dies machte sich die NSDAP zu Nutze: 1933 wurde die „Deutsche Lebensreform-Bewegung“ gleichgeschaltet und ging in die naturgemäße Lebens-und Heilweise der NSDAP auf. Aus der Erfahrungs-, und Laienheilkunde entwickelte sich der Heilpraktiker, der seit 1936 als freier Beruf anerkannt wird.

Die in München bekannte Arztpersönlichkeit Dr. med. Ludwig J. Schmitt erwirbt 1929 am Siegestor ein Gebäude in dem er eine Atemklinik errichtet und die großen Zulauf hatte. Dort kamen alternative Heilverfahren zur Anwendung wie z.B. Homöopathie, Kneippanwendungen sowie viele Arten von Kräuterbädern. Darüber hinaus propagierte Schmitt Yogaübungen und interessierte sich für die Lehren des Paramahansa Yogananda . Der Münchner Arzt vertrat den Ansatz, dass es zwischen dem körperlichen Krankheitsgeschehen und psychischen Vorgängen eine Verbindung gibt. In den politischen Wirren jener Zeit wurde die Klinik geschlossen und Dr. J. Ludwig Schmitt kam in Haft. Im Mai 1941 nahm die Schmitt Klinik ihre Tätigkeit wieder auf und ab jetzt stand die Atemmassage im Mittelpunkt seiner Therapie.  Die Begegnung mit diesem Arzt war für Günther Braunger von schicksalhafter Bedeutung.
Um 1948 führte ihn eine Blockade seiner Wirbelsäule zu Dr. Schmitt, der ihn chiropraktisch behandelte und Braunger Yogaübungen für seine starke Skoliose empfahl. Diese Begegnung beeindruckte den damals erst 15 -jährigen Günther Braunger sehr. Ein späterer Schüler Braungers erinnert sich, dass Braunger schon damals unbedingt von Dr. Schmitt ausgebildet werden wollte. Dieser aber habe vorerst abgelehnt. Statt dessen habe Braunger Yoga-Kurse unter der Leitung von Dr. med. Friederike Richter in der Schmitt-Klinik besucht.
G. Braunger  erlernte zuerst den Beruf des „Verlagherstellers“, einer, der verantwortlich ist für alles was ein Buch braucht um gedruckt werden zu können: Gestaltung, Vorbereitung des Manuskripts bis zum Satz, das Layout und für den Buchdruck selbst. 1956 wirkte Günter Braunger maßgeblich am Layout und Erscheinen des Buches „Atemheilkunst“, dem Standartwerk der Atemtherapie mit.

1958 ging Braunger dann auf die Heilpraktikerschule und lernte dort auch seine spätere Frau Renate kennen, mit der er drei Töchter bekommen wird. Der Berufswechsel wurde vorbereitet und vollzogen. Renate Braunger interessierte sich schon während ihrer Ausbildung zur Heilpraktikerin sehr für Astrologie und wird später in diesem Bereich ihre Hauptaufgabe sehen.

Für Günther Braunger  ist nach wie vor die Arbeit von Dr. Ludwig Johannes Schmitt von Bedeutung. Er besucht von 1959 – 1964 Yoga-Kurse bei Dr. Schmitt, über die er Protokoll führt. Da für Dr. med. L.J. Schmitt der Atem im Zentrum seiner Heilkunde steht, verwundert es nicht, dass Günther Braunger sich auch für Atem und Leib zu interessieren begann.
1963 stirbt sein Mentor und Lehrer Dr. med. L.J. Schmitt und Günther Braunger, der mittlerweile als Heilpraktiker erfolgreich eine Praxis in Schwabing führt, schreibt Aufsätze über Atemtherapie. Er ist Mitglied im Berufsverband der Atemtherapeuten, der AFA und verfasst in deren Verbandszeitschrift viele Artikel: Übungen für die Brustwirbelsäule (1965), Leibraum und Bewegung (1965), Das Spiel der Glieder (1965)  Vom inneren Sinn der Bewegungen (1966), Yoga in der Praxis I – X (1970 – 72) und widmet sich zunehmend der Atemmassage, die er in den 80er Jahren auch in der renommierten Heilpraktikerschule Josef Angerer in München unterrichten wird und über dessen Ausführung er Aufsätze schreibt: „Die Signatur des Atems (1973) und „Der Griffansatz in der Atemtherapie“ (1976)
Es folgen Aufsätze wie z.B. „Wandlung der Zeichen“ (1973), in der es um die körperlichen Ausgleichsmechanismen wie Gähnen, Niesen, Stöhnen und Seufzen, Weinen und Schluchzen und auch dem Lächeln geht. In „Kairos und Begegnung“ (1973) schreibt er über die Begegnung von Patient und Therapeut in Behandlung und auch wie sich das innere Erleben der Yogaübungen verknüpft mit der Erfahrung kosmischer Kräfte.
Um 1978 erweitert er sein Verständnis von Atem und des Yoga und beginnt eine neue Form von Kristalltherapie zu entwickeln. Bereits 1980 lädt er zu „Steinkursen“ ein, die er bis 1998 weiterführen wird. Gearbeitet wurde mit dem Bergkristall, Lapislazuli, Sonnenstein, Chrysopras, dem Turmalin und dem Mondstein. Über den Lapislazuli verfasst G. Braunger 1994 ein kleines Buch: „Lapilazuli: Von Innewerden des Lichts“.

Darüber hinaus interessierte er sich für die Kosmobiosophie und entwickelte neue Ansätze in der Astromedizin. 1984 schreibt er ein „Lehrbuch der Astromedizin“, indem 900 homöopathische Mittel in ihren astrologischen Beziehungen bestimmt und zum großen Teil beschrieben werden und wie genetische Belastungen im Sinne der Nosodenlehre, sowie pränatale Schädigungen, bestimmt und behandelt werden können. 

1985 verfasst G. Braunger: „Die Spur des verlorenen Planeten“ und 1986 erscheint ein gemeinsames Buch mit seiner Frau Renate über „die Astrologie der Steine“.
In dieser Zeit erweitert G. Braunger erneut seine Behandlungsmethoden. Neben der sehr erfolgreichen Astromedizinischen Diagnose und der darauf abgestimmten Form von homöopathischer Therapie, erforscht er mit Hilfe seiner Kristalltherapie Wege der direkten Einflussnahme auf die grob- und feinstofflichen Informationssysteme seiner Patienten. Diese Heilarbeit erforderte für eine praktische, zielgenaue Behandlung eine genaues Modell von der Struktur des Menschen und des Kosmos in den er eingebettet ist. Auf der Basis bereits bestehender Schichtenmodelle (z.B. in der Anthroposophie) entwickelte er ein umfassendes Feldmodell, das, von der Körperschicht bis weit über die persönlichen karmischen Informationsfelder hinaus, Erklärungen und Therapiemöglichkeiten für ein aktuelles Krankheitsgeschehen liefert.
Er war nicht nur ein genialer Heiler mit überragenden Fähigkeiten, sondern auch darauf bedacht, dieses Wissen seinen Schülern in einer erlernbaren Form weiterzugeben. Einen ersten Eindruck davon konnte auch der interessierte Laie in seinen Steinkursen und bei der Lektüre seiner Schriften gewinnen. Seine Schüler in den Therapeuten-Kursen erfuhren eine Sinnesschulung, in der die „Wahr“nehmung immer feiner justiert wurde – so dass die Analyse der Feldschichten zunehmend möglich wurde.
An den Kursen, die G. Braunger seit den 80er Jahren bis zum Ende des Jahres 1998 abhielt, zuerst in Atemtherapie, dann Astromedizin und Kristalltherapie, nahmen Heilpraktiker, Ärzte und körper-,psycho-, und sozialtherapeutisch orientierte Behandler teil. Sie erlernten dabei fundierte therapeutische Methoden, bekamen bewusstseinserweiternde Anregungen und erfuhren eine Erweiterung ihrer Behandlungsmethoden.

Als ich 1996 zu ihm kam, erlebte ich einen eindrucksvollen, an Gestalt eher kleinen Mann, der nur aus blauen Augen zu bestehen schien. Er saß hinter einem großen Schreibtisch und fragte mich nach meinen Beschwerden. Danach fiel er in Trance. Heute weiß ich, dass er sich selbst als Pendel verstand um in den unterschiedlichen „Bewusstseinsfeldern“ nach Ursachen für meine Beschwerden zu forschen. Bis heute bin ich verblüfft darüber, dass er mir damals meine Praxis für Krankengymnastik und Massage beschrieb, so als wäre er dort vor Ort. Er ging mental in zwei Etagen meiner damaligen Praxis spazieren und beschrieb Gegenstände und Menschen, die dort mit mir arbeiteten. Als ich ihn fragte, ob er schon mal bei mir gewesen sei, bzw woher er wisse, wie es dort ausschaue, lachte er nur und sagte. „natürlich nicht“ und führte mich weiter in die Betrachtung meiner damaligen Beschwerden.

1992 erscheint „Der innere Kosmos“ die andere Biologie des Menschen. Hier finden sich Gedanken zu Form, Funktion und Idee des göttlichen Baumeisters sowie der Organe und des Bewegungsapparates des Menschen. Er schreibt über die Aufrichte-, und Ausrichtebewegungen des Menschen, die drei Rhythmen des Menschseins, über die Bedeutung von Chakren, die Wirkung von Kristallen, astrologische Wirkweisen, Homöpathische Mittel, Elemente und Tierkreiszeichen. Angereichert durch zahlreiche Übungen lässt sich die Geisteswelt des Günther Braunger hier wohl am besten erahnen.

Bereits 1996 macht Günther Braunger in einem Schreiben deutlich, dass seine Zeit auf Erden nicht mehr allzu lange währen wird. Er schreibt eine Art „Abschiedbrief“ an seine Schüler, in dem er deutlich macht, dass sie seine „Aussagen und Aufzeichnungen nicht zum Gefängnis ihrer Gedanken“ machen sollten und fordert sie auf, neue Wege zu gehen und nicht beim „toten Lehrer“ zu verharren. „Eine Lehre lebt nicht, wenn man sie konserviert, sondern in den Schülern weiter, die mit ihrem Atem und Einsatz ihr immer neue und andere Gesichter verleihen“.
Besonders danken möchte ich an dieser Stelle allen ehemaligen Weggefährten Günther Braungers, die zu diesem Text beigetragen haben.

Hier finden Sie eine Liste aller Schriften von Günther Braunger und deren Bezugsquelle.

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